Top
    Slider

    31. Tag Dienstag 01.09.2015 Jökulsárlón zurück zum Fagrifoss Jökulsárlón

    07:30 Uhr. Ich habe mich fertig gemacht und fahre an den Eissee. Am ersten Parkplatz parke ich das Moped. Zwei Fahrzeuge stehen dort. Eins mit deutschen Kennzeichen. Da liegt einer drin. Egal. Jetzt ist er wach. Ich stiefle zwischen die Sand- und Geröllhügel. Stativ vergessen!! Nochmal zurück. Als ich über den letzten Hügel komme, sehe ich den Autoschläfer neben seiner Kiste stehen. Als er mich hört, wird er hektisch und steigt wieder ein. Hat wohl jetzt Blasenstörungen. Ich grinse in mich hinein. Das Leben stinkt. Zurück am See schieße ich ein paar schöne Bilder. Genieße die langsam vorbeischwebenden Eisberge. Dann geht’s zurück zum Moped und ab zum Seeabfluß.

    10:30 Uhr. Ich hatte Berta neben dem Landy aus Deutschland gestellt und trollte mich zum Fluss. Hier schaute ich den Eisschollen, -stücken und -bergen zu, wie sie durch die starke Strömung ins Meer gelangen. Manche haben Jahre im Eissee verbracht, bis sie soweit abgetaut waren, dass der flache Kanal kein Hindernis mehr bildete. Flucht in die Freiheit und doch ins Verderben. So stellte ich mir das vor. Jahrhunderte oder Jahrtausende fest im Eisgefüge des Gletschers gefangen, abgebrochen, weitere Jahre im See die Selbständigkeit erlangt, um dann durch die starke Strömung in die Freiheit aber gleichzeitig auch der Bestimmung des Auflösens entgegen zu treiben. Ein Kreislauf hatte sich geschlossen. Irgendwann wird ein Wassertropfen dieses Eisblockes erneut seine Reise antreten, aufsteigen und irgendwo auf dem Planeten wieder niedergehen um in Jahrmillionen an einer Quelle wiederholt das Licht der Welt zu erblicken.

    Das Geschnatter von aufgeregten Japanern holte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Sie zerrten an einigen gestrandeten Eisbrocken, hielten sie hoch, zerstörten sie und hatten Spaß dabei. In der derzeitigen Stimmung könnte ich alle ……

    Ein Blick zum Motorrad, ich sah, das Berta nicht mehr alleine war. Sven sprach mit den Besitzern des Landy. Langsam schlenderte ich zurück. Meine düstere Stimmung hellte sich langsam wieder auf.

    12:30 Uhr. Wir sind unsern neuen Bekanntschaften zum Infocenter gefolgt. Es gibt heiße Schokolade und belegtes Brötchen, dass wir draußen genießen. Ein Getränke-Refill noch, dann brechen wir auf. Sven will den See belagern, ich habe keine Lust und fahre auf der 1 noch mal zurück zum Skaftafell und Svartifoss. Vielleicht ist da jetzt besseres Wetter. Außerdem interessiert mich der Skeidarársandur und die Auswirkungen des Gletscherlaufes nach dem Vulkanausbruch vom 1996. Es gib eine Infostelle neben der Straße.

    15:45 Uhr. Fagrifoss ist erreicht. Da das Wetter passte, habe ich einen Versuch zum Laki-Kratersystem gestartet. Hinter Kirkjubæjarklaustur ging es nach 5 km rechts auf die F206 nach Norden. Schön mit festem Schotter fuhr ich durch ein Tal mit Wiesen und kleinen Bäumen den Berg hoch. Dann änderte sich der Belag. Es wurde gröber, Schlaglöcher und Waschbrettpiste. Dann ein Fluss. Die Durchquerung kein Problem. Ich kam nur noch langsam voran und nach einem Blick zur Uhr beschloss ich, am Fagrifoss umzudrehen. Ich machte ein paar Bilder und als der erste Regentropfen aufs Visier fällt, kehre ich um.

    17:45 Uhr. Svartifoss fällt aus. Ich bin trotz Verbotsschild bis zum Parkplatz gefahren. Hier gab es eine freundliche Ermahnung, dass nur Fahrzeuge mit Erlaubnis der Parkverwaltung parken dürfen. Also ging es zurück. Mit Motorradklamotten habe ich keine Lust, 5km zu Wandern. Auf dem Rückweg ging es an einer verlassenen Siedlungsstelle vorbei. Ich bog ab, und schaute mir die Tafeln an. Hier hatten vor Jahrhunderten die ersten Siedler einen Platz gefunden, bis die Vulkanausbrüche die Menschen vertrieben hatten. Sie kamen wieder und erst 1950 haben die letzten Bewohner diese Häuser verlassen. Übrig geblieben sind bewachsene Mauerreste der Kirche und das Gräberfeld, sowie die Bäume aus einem der Gärten. Bilder um 1900 zeigen die Häuser mit ihren Bewohnern. Im Hintergrund kann man sehr gut die Gesteinsformationen von vor 100 Jahren erkennen. Hat sich nichts verändert. Was die Steine wohl gesehen hatten. Mehrere Generationen kamen und gingen, unter dem Gras liegen die Reste der Bewohner. Vielleicht hatten sie genauso wie ich hier gestanden und von anderen, besseren Zeiten geträumt, vielleicht waren sie auch ganz zufrieden mit ihrer Heimat. Keine Ahnung. Ich fuhr nachdenklich weiter und erreichte im Dunkeln gegen 21:00 Uhr unser Lager. Sven hatte sich schon eingewickelt.

    Prost

    © Copyright 2025 - Bubis Berta