36. Tag Sonntag 06.09.2015 Egilsstaðir Kárahnjúkar Dreki Askja und zurück
07:30 Uhr. Fertig geduscht sitze ich beim Frühstück in der Sonne. Mal sehen, wann der Junge aus den Federn kommt. Ich hatte den Rest Wäsche aufgehängt. Heute soll es Sonne pur geben.
08:30 Uhr. Der Junge ist auf und rödelt sich zurecht. Es beginnt ein ruhiger Morgen. Wir wollen zum Staudamm und dann ein wenig weiter ins Hochland. Mal sehen, irgendwann bremsen uns bestimmt die Furten.
13:00 Uhr. Nach ausgiebiger Betrachtung des Bauwerkes hocken wir an dem Parkplatz und sprechen über den Größenwahn hier vor uns. Ein Investor baut 30 km weiter an einem Fjord ein Aluminiumwerk. Dazu braucht er Strom und läßt einen Staudamm errichten. Sehr umstritten das Projekt, zum einen wegen der Natur zum anderen wegen des Risikos in so einem Erdbebengebiet. Unter dem Staudamm verlaufen die Erdspalten, die zum Vulkangebiet gehören. Nebenbei beichtet mir Sven, dass sein Tank fast leer ist. Er wird es gerade noch bis zurück schaffen. Heute Morgen sah es noch ganz anders aus. War fast voll. Irgendwas stimmt da nicht mit der Anzeige oder dem Geber. Er hat aber kein Problem damit, dass ich noch alleine weiter fahre. Kurze Zeit später taucht ein bekanntes Motorrad auf. Gehört einem Franzosen, den wir in Landmannalaugar getroffen hatten. Kurzes Hallo, woher, wohin. Er wollte weiter zur Askja. Die Richtung wollten wir eigentlich auch. Das Leben stinkt, meint Sven. Er kehrt um, ich fahre mit Alexis weiter ins Hochland.
18:30 Uhr. Das Basislager an der Askja ist erreicht. Nach 5h Fahrzeit aber nur knappe 110 km erreichen wir das Ziel. Eine sehr abwechslungsreiche Strecke, die mir und vor allen Dingen meinem Motorrad alles abverlangte. Glatte, hartgefahren Pisten, grobkörniger Schotter mit scharfkantigen Steinen durchsetzt, Sandpisten und das Fahren über reinen Felsengrund. Waschbrettpisten kilometerlang, die man eigentlich mit 80 km/h nehmen sollte, weil das Gerüttel am Geringsten ist. Geht aber nicht, da alle nasenlang tiefe Schlaglöcher das Schnellfahren verhindern. Dazu 4 Furten, zwei davon schon eine kleine Herausforderung. Unterwegs ist mir beim Fotostopp der Bock umgefallen. Danach konnte ich das Teil nicht mehr starten. Irgendwas mit dem Seitenständerschalter verhinderte das Zünden. Ich ließ mich bis zur Furt runterrollen, legte Berta an einem Sandwall auf die Seite und nahm den Schalter auseinander. Daran lag es nicht. Ein wenig mulmig wurde mir. Was kann alles passiert sein? Mein neuer Begleiter fragte, woran ich merke, dass etwas nicht stimmte. Ich zeigte es ihm und als mein Blick auf den rechten Handgriff viel, sah ich die Ursache. Beim Aufheben hatte ich den Notausschalter betätigt. Ein Handgriff und die bekannten Testgeräusche vom ABS-Modul waren da. Peinlich. Ich zeigte ihm die Ursache. Auch ihm war die Erleichterung anzusehen. In diesem Moment rollten die Rangerjeeps heran. Sie fuhren auf der Piste Kontrolle und blieben meistens hinter den Furten abwartend halten, bis alle Fahrzeuge das Wasser überquert hatten. Fragende Blicke aus den Fahrzeugen, ich konnte erleichtert abwinken. Alles OK. Dann nahmen wir die erste Furt in Augenschein. Ganz schön tief, aber Strömung akzeptabel. Nur am Rand liegen größere Steine. Wir suchen uns die passende Linie und gehen zurück zu den Mopeds. Mein Begleiter probierts als Erster. Er bleibt sitzen, schafft leicht eiernt die Durchquerung. Ich mach einen auf dicke Hosen, versuche es im Stehen, komme von der Linie ab und gurke mit hoher Drehzahl durch die tiefste Stelle. Geschafft. Meine erste richtige Flußdurchquerung. Das Wasser schwappte über die Zylinder. War ganz schön aufgeregt. Ist aber nix passiert. Puh. Die Leute in den Landrover zeigen erhobenen Daumen und fahren weiter. Bis zur nächsten Furt. Nach einigen Kilometern die Nächste. Breiter, nicht ganz so tief. Nur kurzes Halten, wir nehmen auch hier eine Linie ganz am Rand. Passt. Ohne Problem meistern wir zwei weitere Bäche.
19:00 Uhr. Ich starte zur Rückfahrt. Eben hatte ich von einem Parkranger eine Rüge bekommen, weil ich unterwegs den abgesteckten Streckenverlauf verlassen hatte und quer Beet gefahren bin. Das ist hier strengstens verboten. Ich erklärte ihm meinen Grund, dass ich zu schnell in eine Kurve gefahren bin und um nicht zu stürzen, unbeabsichtigt den Weg verlassen habe. Er nickt es ab, ermahnt mich aber: drive carefull! Yes Sir. Dann frage ich ihn nach dem Streckenzustand der F905. Ich hatte keine Lust, den ganzen Weg nochmal zu fahren. Er meine kein Problem. Nur eine sehr flache Furt, aber langsam ranfahren, sie liegt direkt hinter einer Kuppe. Und auf dem Weg liegt ein Campingplatz mit Tankstelle und Gasthaus. Sehr zu empfehlen.
23:45 Uhr. Angekommen. Eine tiefgehende Erfahrung, nachts im Dunkeln durchs Hochland zu fahren. Die ersten 58km waren mir von Herweg bekannt. Trotzdem war ich irgendwie langsamer unterwegs. Im tiefen Sand legte ich leider zwei Mal mein Reisegefährt ab. Verluste: Beule im rechten Koffer, Kunstoffverkleidung des Bügels. So schaffte ich es dann auch nicht, im Hellen die beiden großen Furten zu durchfahren. Durch die Scheinwerfer konnte man allerdings den Untergrund sehr leicht erkennen. Auch die unbekannte Furt ging einfach. Zwischendurch machte ich eine kleine Pause. Moped aus, Helm ab. Nichts zu hören. Nur den eigenen Puls. Eine halbe Stunde saß ich still neben meinem Bike im feinen Aschesand und lasse die absolute Stille auf mich wirken.
Aber ich muss ja noch zum Zelt. 10 km vor der Tanke begann es zu regnen. F… . In dem Gasthaus gönnte ich mir erste eine heiße Tasse Kaffee und zu Belohnung für die überstandenen Strapazen ein Doppeldonut Jam. Ich klopfte mir selbst auf die Schulter und war stolz, diese Herausforderung geschafft zu haben. Dann auftanken, Kragen hoch und ab durch den Regen. 20 Km vor dem Zeltplatz hörte es auf. Man gut. So konnte die Kutte wieder trocknen.
00:30 Uhr. Meine Klamotten auf der Leine waren schon wieder feucht. Mist. Alle Sachen so gut es geht im Zelt verstauen. Gute Nacht.